Krankheit als Symbol und Sprache der Seele – Teil 3
Die Medizin von „Krankheit als Symbol“ geht davon aus, dass alles körperliche Geschehen Ausdruck eines dahinterliegenden seelischen Themas ist. Wer nur das körperliche Geschehen zudeckt wie die Schulmedizin, löst folglich die seelische Problematik nicht, sondern verstärkt sie sogar noch. Beim Beseitigen von Symptomen landen diese, wie das Wort so deutlich macht, auf der Seite beziehungsweise im Unbewussten oder Schatten(reich).
Solche Art von Missachtung der eigentlichen Ursache und Symptom-Verschiebung würde uns in anderen Bereichen wie der Technik niemals einfallen oder jedenfalls keineswegs genügen. Leuchtet beim Auto ein Warnlicht auf, würde niemand daran denken, das Birnchen lose zu drehen, um Ruhe zu bekommen. Bei Kopf- und anderen Schmerzen finden Schulmediziner und viele ihrer PatientInnen bis heute nichts dabei, durch Schmerzmittel einfach das Warnsignal zu blockieren.
Da die Physik belegt, dass grundsätzlich nichts aus der Welt geschafft, sondern alles nur umgewandelt werden kann, hat natürlich auch der Ansatz von „Krankheit als Symbol“ lediglich Symptomverschiebung zu bieten – allerdings in umgekehrter Richtung von körperlicher auf geistig-seelische Ebene. Diese bietet durchaus Heilungschancen im Gegensatz zur schulmedizinischen Symptomverschiebung, die sich auf die körperliche Ebene beschränkt.
Bei der Entstehung von Krankheitsbildern sinken geistig-seelische Themen, deren Bewusstseins-Bearbeitung Betroffene verweigerten, auf die Körperbühne und somatisieren sich hier. Will man das Problem lösen, hat es wenig Sinn, seine Verkörperung mit chemischer (z.B. Kortison) oder gedanklicher (z.B. Affirmationen) Hilfe zu unterdrücken. Es wäre notwendig, sich den Inhalt hinter der körperlichen Symptomatik bewusst zu machen. Wird das Thema ins Bewusstsein zurückgeholt, besteht zumindest die Chance, es zu lösen. Damit wäre der Körper von seiner Darstellungsarbeit entlastet. Tatsächlich stellt er lediglich eine Ausweichbühne für das Bewusstsein dar. Nur Stücke, deren bewusste Aufführung abgelehnt wurde, verkörpern sich auf der Körperbühne.
Das macht deutlich, dass Krankheit ein Weg ist, zu lernen, wenn auch ein meist schmerzlicher und oft bedrohlicher und manchmal sogar in einer tödlichen Sackgasse endender. Eleganter und zielführender, allerdings auch oft nicht so angenehm und leicht ist der Weg übers Bewusstsein ohne vorher auf die Körperbühne auszuweichen.
Er eröffnet auch die Chance echter Vorbeugung und nicht nur Früherkennung wie sie die Schulmedizin (an)bietet. Sie spricht im Rahmen eines gut eingebürgerten Etikettenschwindels von Krebsprophylaxe, -prävention, -vorsorge und sogar -vorbeugung, wenn sie eigentlich Früherkennung meint. Früherkennung ist selbstverständlich besser als Späterkennung, hat aber mit wirklicher Vorbeugung nichts zu tun. Ein Krankheitsbild durch Bewusstseinsarbeit im voraus überflüssig zu machen, weil man das betreffende Thema schon freiwillig auf geistig-seelischer Ebene bearbeitet, ist dagegen echte Prophylaxe.
Wer Krankheit als Symbol verstehen lernt, erlebt am eigenen Leib, wie Form und Inhalt immer zusammenkommen. Goethe formulierte: Alles Vergängliche ist ein Gleichnis. Vergänglich sind nur Form und Gestalt, niemals der Inhalt. Wenn Krankheit der formale Aspekt geistig-seelischer Inhalte ist, sind Symptome und Krankheitsbilder Verkörperungen seelischer Themen.
Um an diese Inhalte heranzukommen, ist ein Weg die gesprochene und ein anderer die Körpersprache. Die Symptomsprache ist dabei tatsächlich nur ein Sonderfall der Körpersprache, der mit Sicherheit am weitesten verbreiteten Sprache unserer Welt. Obwohl die universellste Sprache überhaupt, wird sie trotzdem nur noch von wenigen Menschen unserer Gesellschaft bewusst verstanden. Dabei ist es nicht schwer, sie neuerlich zu erlernen - etwa aus Büchern wie „Körper als Spiegel der Seele“ und "Auf den Spuren der Seele - was Hand und Fuß über uns sagen".
Unser Körper spricht nicht nur, die Sprache ist auch körperlich und tatsächlich psychosomatisch. Ob wir etwas begreifen oder verstehen, bestimmte Dinge uns an die Nieren gehen oder andere zu Kopf steigen, ob wir uns etwas zu Herzen nehmen, oder es uns auf den Magen schlägt oder drückt, ob Läuse über die Leber laufen oder der Atem vor Schreck stockt, immer ist die Sprache psychosomatisch und zeigt uns die Verbindung zwischen Körper und Seele, die unsere Gesellschaft erst langsam wieder entdeckt.
Neben Körpersprache, die sich in einfachen Beschreibungen von Symptomen ausdrückt und durch umgangssprachliche Wendungen, Sprichworte und Sprachbilder hilfreich ergänzt wird, stehen natürlich auch die von der Medizin erhobenen Befunde für Deutungen zur Verfügung. Tatsächlich ist selbstverständlich auch die rein formale Beschreibung von Krankheitsgeschehen nicht falsch oder auch nur überflüssig. Ohne Bühne ist ein Theatherstück nicht zu verfolgen, ohne Beleuchtung bliebe alles im Dunkeln und ohne Kostüme wäre es weniger aussagekräftig und wahrscheinlich oft peinlich. Insofern richtet sich dieser deutende Ansatz nicht gegen die etablierte Medizin, sondern ergänzt sie – aus meiner Sicht - notwendiger Weise. So erübrigt es sich, Fronten zwischen deutender und Schulmedizin aufzubauen. Sie beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Körperebene, aber die ist eben auch wichtig und Teil des Ganzen. Reparaturen in diesem Bereich beherrschen Schulmediziner unvergleichlich gut. Wer ihnen den Vorwurf macht, sie kümmerten sich nicht um den ganzen Menschen, gleicht dem Besucher eines städtischen Schwimmbades, der sich über mangelnden Meeresblick beklagt. Dieser war ihm gar nicht versprochen worden, und es steht ihm jederzeit frei, ans Meer zu fahren. Wer Heilung wünscht, kann sich um ganzheitliche Medizin und Behandlung bemühen, die, ohne die Schulmedizin zu entwerten, doch weit über sie hinaus geht.
Am eigenen Leib erlebte Symptome und von Spezialisten erhobene Befunde sind gleichermaßen deutbar und lassen sich Mosaikstein für Mosaikstein zum kompletten Muster des Krankheitsbildes zusammensetzen. Organe beziehungsweise betroffene Regionen, geben dabei – wie gesagt - die Ebene an, auf der sich das Problem abspielt wie im Fall der Lungenentzündung den Kontakt- und Kommunikationsbereich. Das spezielle Geschehen beleuchtet die Art des Problems, im Fall der (Lungen)Entzündung das Thema Kampf, Konflikt, Auseinandersetzung oder gar Krieg.
Dabei ist jedes Krankheitsbild vollkommen individuell und nur in der persönlichen Situation ganz stimmig zu deuten. Es gibt keine zwei gleichen Lungen-Entzündungen, aber sie haben immer dasselbe Grundthema, den Kommunikations-Konflikt.
Zur individuellen Einordnung helfen die erwähnten Fragen: Warum geschieht gerade mir ausgerechnet das gerade jetzt? Woran hindert mich die Symptomatik? Wozu zwingt sie mich? Welchen Sinn erfüllt sie akut in meinem Leben?
Werden so umfassende und bedrohliche Krankheitsbilder wie Krebs oder Aids gedeutet, ist das besonders zu bedenken. Wirklich befriedigend werden Deutungen erst, wo sowohl die persönlichen Umstände mit in Betracht gezogen werden wie natürlich auch die betroffenen allgemeinen Organ- und Problemebenen. Deutungen von Organen und Regionen finden sich im Nachschlagewerkt „Krankheit als Symbol“ im ersten Teil, die der Problematik im zweiten, die individuellen Bezüge nur in der eigenen Seele. Dieser kommt man am leichtesten mit „geführten Meditationen“ nahe, wie ich sie noch mehr gesprochen als Bücher geschrieben habe.